SCHWESTERHERZ

Elijah Leblanc - Erster Fall

Leseprobe Fortsetzung

 

 

Aus dem Treppenhaus kamen weitere Vermummte dazu, ein Großer vorneweg. Der Große nickte, und Elijah nickte zurück.

4030, 4031, 4032.

Elijah sagte, „Hier.“

„Okay, Leblanc“, sagte der Große, „dann machen Sie Platz. Wir rammen die Tür ein.“

„Das würde euch gefallen, was?“, sagte Elijah, „Nein, ich dachte, ich besorge mir einen Schlüssel“, und hielt die Karte mit dem goldenen Schriftzug hoch. Airporthotel.

Dann sahen sie ihm zu, wie er seine Beretta überprüfte, das Magazin voll und eine Patrone im Lauf, und wieder zurück ins Holster an der linken Hüfte. Elijah Leblanc in seinen Boots, der den Zugriff immer selbst machte, das SEK nur als Begleitung dabei. Als Rückendeckung. Wollte sie lebend fassen, seine Klienten, wie er sie nannte.

Jetzt warf Elijah seine Schutzweste über. „Ich denke nicht, dass er sich wehrt, aber man kann nie wissen“, und drückte die Karte an den Sensor über dem Griff.

Das Schloss klickte.

Die Männer hinter ihm zogen ihre Glocks, schwarz und bedrohlich wie der Rest ihrer Kluft.

„Der hat neun Frauen getötet“, flüsterte der Große. „Wollen Sie da wirklich als Erster rein?“

Elijah sah ihn an, stumm und beinahe ein Lächeln im Gesicht.

Der Große sagte, „Okay dann.“

 „Nicht drängeln hinter mir, und die Zeigefinger immer schön locker halten“, sagte Elijah ebenso leise.

Und schob die Tür auf.

Er hörte das Atmen eines Menschen. Tief und gleichmäßig und friedlich.

Aus derselben Richtung sah er Licht.

Links das Badezimmer, vorgebaut, die Tür einen Spalt offen.

Elijah drückte gegen die Klinke. Die Tür schwang lautlos auf.

Niemand darin.

Geradeaus der eigentliche Raum, von wo Licht und Atmen kamen. Rechts oben der Fernseher an der Wand, ausgeschaltet. Darunter ein Tisch und darauf ein Laptop, ausgeschaltet. Vor dem Tisch ein Paar Lederschuhe. Elijahs Blick blieb daran hängen. Johansson hatte Größe einundfünfzig. Die Schuhe sahen verdammt danach aus.

Elijah ging weiter, die anderen dicht hinter ihm.

Links das Bett. Darauf ein Mann in Hemd, Jeans, Socken, die Augen geschlossen. Blonder Vollbart, blonde kurze Haare, rund einsneunzig, rund hundertzehn Kilos. Er sah aus wie Ende dreißig.

 

 

Das richtige Zimmer. Der richtige Kerl.

Auf dem Nachttisch die eingeschaltete Lampe. Neben der Lampe eine Walther. Kaliber Zweiundzwanzig.

Elijah nahm die Waffe am Lauf und reichte sie nach hinten. Sah auf dem Boden unter dem Bett eine Sporttasche herauslugen und zupfte sie mit dem Fuß hervor. Drückte mit dem Fuß die Seiten auseinander und sah: Einen Hammer. Mehrere Löffel. Einen Schalldämpfer. Mehrere Eisen in verschiedenen Größen, alle nach vorne flach zulaufend.

Meißel.

Ob noch Gehirnmasse daran war, konnte er nicht erkennen.

Elijah sagte, „Johansson.“

Der Blonde öffnete die Augen, „Fuck nej!“, und griff auf den Nachttisch, aber ins Leere, dann schlug Elijah ihm bereits mit Wucht den Handballen gegen die Stirn und eine halbe Sekunde später den anderen Handballen gegen die Schläfe.

Zwei schnelle, dumpfe Schläge.

Bamm-bamm.

Der Blonde fiel zurück aufs Kissen und blieb liegen.

Elijah atmete aus.

 

Draußen warteten sie auf den Aufzug, Johansson in ihrer Mitte, Fußgelenke in Fesseln, die Hände im Rücken in Fesseln. Vier hielten ihn zusätzlich an den Armen.

„Ich denke nicht, dass er sich wehrt“, sagte der Große, während er die Maske auszog und sich damit durchs Gesicht wischte. Er nickte. „Jetzt weiß ich, was Sie gemeint haben, Leblanc. Aber was hätten Sie gemacht, wenn der mit der Walther im Anschlag auf dem Bett gelegen hätte? Niemand, der nicht Billy the Kid heißt, zieht so schnell seine Waffe aus dem Holster wie der andere den Finger krumm machen kann.“

„Und sogar dieser Billy“, sagte Elijah, „soll gar nicht so schnell gewesen sein.“

Johansson drehte den Kopf und machte zum zweiten Mal den Mund auf. „Also du bist Elijah Leblanc.“ Die Stimme ein dunkler Bass.

„Ich hätte nicht gedacht, dass Sie einen Bart haben“, sagte Elijah.

„Und ich hätte nicht gedacht, dass du mich jemals kriegst.“ Johansson lachte, nicht mehr als ein kurzes Glucksen in der Brust. „Scheiße, Leblanc, haben wir uns beide geirrt.“

Der Aufzug kam und sie schoben Johansson hinein und warteten.

„Danke“, sagte Elijah, „ich nehme den nächsten.“

 

Ende der Leseprobe

 

 

 

Als eBook bei Amazon Kindle

Als Taschenbuch im Buchhandel oder

portofrei bei BoD